Antrag Berufsunfähigkeitsrente

Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente stellen

Die Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente ist ein komplexes Unterfangen mit zahlreichen versteckten Fallstricken, die ein Laie meist nicht kennt oder übersieht. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen und Tipps, um einen Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente zu stellen.

Die ersten Schritte

Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente

Da die Durchsetzung des Anspruchs auf Berufsunfähigkeitsrente sehr viel Zeit, Geduld und Aufwand beansprucht, sind Checklisten, genaue Anleitungen zur Antragsstellung sowie eine fachliche Beratung oftmals unumgänglich.

Im Folgenden erfahren Sie genau, welche Unterlagen Sie einreichen müssen, wo Sie sich beraten lassen können, worauf der Versicherer bei einer Berufsbeschreibung achtet und wie Sie einen guten ärztlichen Gutachter finden. So können Sie Schwierigkeiten bei der Auftragsstellung von Anfang an vermeiden.

Der Antrag und das Durchsetzen der Ansprüche verläuft leider nicht so einfach und schnell, wie sich das die meisten vorstellen. Die beauftragten Ärzte und Gutachter beurteilen eine Erkrankung  unterschiedlich, so dass verschiedene Berufsunfähigkeitsgrade oder Restleistungsvermögen zustande kommen.

Diese Unstimmigkeiten führen zu Verzögerungen und in vielen Fällen zu Rechtsstreitigkeiten. Es ist daher wichtig, formale Schritte einzuhalten, um nicht zusätzliche Wartezeiten zu verursachen. Die Dokumente, die Sie Ihrem Antrag beifügen müssen, werden häufig bereits in den Versicherungsunterlagen bezeichnet.

Grundsätzlich werden zur Antragstellung auf eine BU Rente folgende Unterlagen verlangt:

  • Versicherungsschein im Original und Nachweis über die letzte Beitragszahlung
  • i.d.R. auf eigene Kosten beschaffte ausführliche ärztliche Gutachten der behandelnden Ärzte
  • eine ausführliche Berufskunde oder -beschreibung
  • erneute Schweigepflichtentbindung Ihrer Ärzte und Krankenkassen

Sobald Ihr Antrag eingegangen ist, erhalten Sie weitere Fragebögen des Versicherers, die zusätzlich ausgefüllt werden müssen. Es kann vorkommen, dass der Versicherer auf eigene Kosten weitere Arztanfragen stellt oder eine weitere Begutachtung veranlasst. Je nach Vertragsbedingungen könnte es sinnvoll für Sie sein, den Antrag auch schon ohne vollständig vorliegende Unterlagen zu stellen, denn einige Versicherer zahlen die Berufsunfähigkeitsrente erst ab dem Meldezeitpunkt.

Da eine vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung und deren Folgen für über 50 Prozent aller Rechtsstreitigkeiten rund um die Berufsunfähigkeitsrente verantwortlich sind, sollte unbedingt vor Antragsstellung geprüft werden, ob der Versicherer hier eine Möglichkeit findet, keine Rente zahlen zu müssen.

Haben Sie beispielsweise bei  Vertragsabschluss eine bestehende Vorerkrankung oder einen Arztbesuch nicht genannt, ein gefährliches Hobby verheimlicht oder Ihr Einkommen beschönigt und stehen diese fehlenden oder falschen Angaben nachweislich in Zusammenhang mit der Ursache Ihrer Berufsunfähigkeit, könnte dies zu einem Problem werden.

Kann vom Versicherer nachgewiesen werden, dass die fehlenden Angaben arglistig ausgelassen wurden, beispielsweise weil Sie wussten, dass Sie bei korrekten Angaben keinen Versicherungsschutz zu bestehenden Bedingungen erhalten hätten, kann ein Versicherer noch bis zu zehn Jahre nach Antragsstellung den Vertrag anfechten und muss nicht zahlen.

Er hat jedoch ab Zeitpunkt der Täuschung nur ein Jahr Zeit zur Anfechtung des Vertrages. Experten raten in solchen Fällen vor Antragsstellung zu einer fachlichen Beratung entweder durch den Bundesverband der Versicherungsberater, einen Fachanwalt oder eine Verbraucherzentrale.

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Berufsunfähigkeit

Antrag Berufsunfähigkeitsrente: Die Meldung der Berufsunfähigkeit

Die offizielle Meldung Ihrer Berufsunfähigkeit erfordert ein förmliches Anschreiben inklusive Versicherungsscheinnummer, in dem die Ursache für die Berufsunfähigkeit mitangegeben sein sollte. Bei noch geltenden alten Versicherungsbedingungen ist nach dem Eintritt der Berufsunfähigkeit gegebenenfalls eine Meldefrist einzuhalten.

Sie können die Berufsbeschreibung und das medizinische Gutachten beifügen oder die Nachreichung zeitnah ankündigen. Damit Sie frei in Ihrer Darstellung des Berufs sind, sollten Sie eine frühzeitige Versendung aller Unterlagen beachten, da der Versicherer Ihnen sonst Formulare zum Ausfüllen zuschickt.

Wichtig ist eine Erklärung zur Entbindung der Mediziner und Kassen von ihrer Schweigepflicht, den der Versicherer ihnen erneut zukommen lassen wird. Es ist empfehlenswert, dass Sie der Erklärung folgenden Text anhängen, um sicherzustellen, dass sie von allen Unterlagen Kenntnis erhalten und mögliche Fehler, beispielsweise Zahlendreher in Arztberichten, korrigieren können: „Diese Schweigepflichtentbindung und auch alle vorhergehenden erteile ich nur unter der Auflage, dass mir von allen Antworten der unter ihrer Verwendung Befragten eine Kopie, gegebenenfalls auf meine Kosten, zugesandt wird.“

Die Darstellung der beruflichen Tätigkeit

Die Berufsbeschreibung erweist sich erfahrungsgemäß als die wichtigste Unterlage Ihres Antrags, in der Sie Ihre persönliche Arbeitsleistung darstellen, auf die es in Ihrem beruflichen Alltag ankommt.

Der Beruf, den Sie aktuell bis zum Eintritt der Berufsunfähigkeit ausgeübt haben, ist hierbei ausschlaggebend. Zur Berufskunde gehört eine genaue Berufsalltagsbeschreibung, bei der besonderer Wert auf Ihre Kerntätigkeiten gelegt werden sollte.

Bei Selbstständigen oder Angestellten mit verschiedenen Tätigkeitsfeldern kann solch eine Berufsalltagsbeschreibung auch über mehrere Wochen hinweg ratsam sein. In allen Fällen gilt es, die Tätigkeiten exakt zu beschreiben, und zwischen denen, die Sie nicht mehr ausüben können und denen, die Sie noch ausüben können, zu differenzieren.

Eine Berufsunfähigkeit liegt ziemlich sicher vor, wenn die Kerntätigkeiten nicht mehr ausgeübt werden können, denn spätestens dann werden auch die Nebentätigkeiten, die meist dessen Voraussetzung sind, sinnlos.

Durch die gezielte Hervorhebung der Kerntätigkeiten verhindern Sie, dass Versicherer auf weniger wichtige Tätigkeiten eingehen, die Sie noch ausüben können. Insofern ist auch die Aufgabe der Bedeutung und Häufigkeit Ihrer Tätigkeiten relevant. Spezialqualifikationen und außergewöhnliche Tätigkeiten sollten ebenfalls genannt werden.

Beschreiben Sie auch Ihre Befugnisse, Ihre Stellung in der Hierarchie, den eigenen Selbstständigkeitsgrad und die einhergehende Verantwortung.

Hilfestellung bei Gliederung und Formulierung leistet die Agentur für Arbeit oder die Industrie-& Handelskammer, die ausführliche Berufskunden zur Verfügung stellen. In erster Linie zählt aber Ihr persönlicher beruflicher Alltag.

Auch Ihr Versicherer kann im Verlauf des Verfahrens seinerseits berufskundliche Gutachten, beispielsweise bei einem Rückversicherer, einholen. Die Information über Ihr Einkommen sollten Sie unaufgefordert in Form von Steuerbescheiden mitliefern. Unter Umständen reicht dem Versicherer auch eine Bestätigung durch den Arbeitgeber oder Steuerberater.

Die Teile des Bescheids, die keinen Zusammenhang mit der Berufsunfähigkeit haben, können Sie schwärzen. Dazu zählen etwa das Einkommen des Ehepartners oder Einkünfte aus Vermietung oder Kapital- und Vermögensanlagen.

Selbstständige müssen ihre Bilanzen vorlegen und meist auch Gewinn- und Verlustrechnungen der letzten Jahre, wobei der Berichtszeitraum zwischen drei und fünf Jahren liegen kann. Insbesondere Selbstständige sollten Einkommen in Relation zur Arbeitszeit setzen und genau angeben, wie viele Stunden Sie tatsächlich am Tag arbeiten.

Antrag Berufsunfähigkeitsrente: Das medizinische Gutachten

Senden Sie Ihre Berufsbeschreibung sowohl an Versicherer als auch an den behandelnden Arzt, der Ihr ärztliches Gutachten erstellen soll. Nur mit einem genauen Bild Ihres Berufsalltags kann er Ihre Berufsunfähigkeit aus medizinischer Sicht bestätigen und Ihnen somit Rückendeckung geben.

Sie sollten einen Facharzt konsultieren, der Erfahrung in der Begutachtung von Berufsunfähigkeitsfällen nach Regeln der privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen aufweisen kann. Kompetente Ärzte ind nicht leicht zu finden, da diese sich selbstständig in das Gutachterwesen einarbeiten müssen.

Hausärzte haben fachlich meist nicht den vollen Einblick. Es ist ratsam, in der nächstgelegenen Universitätsklinik nach einem geeigneten Facharzt zu fragen, denn ein schlechtes Gutachten kann einer der vielen Fallstricke des Berufsunfähigkeitsantrags sein.

Die Kosten belaufen sich auf zwischen 250 bis 300 Euro, wobei Spezialuntersuchungen in diesem Betrag nicht eingerechnet wurden. Die Investition ist es jedoch wert, denn es geht um Ihre BU-Rente.

Ihrem Arzt sollten Sie die detaillierte Beschreibung Ihres beruflichen Alltags und der Beschwerden übermitteln, damit der Mediziner die Hintergründe genau kennt und so das Gutachten Ihrem Fall angepasst werden kann.

Da ein Berufsunfähigkeitsgutachten keine Krankmeldung für den Arbeitgeber ist, reicht ein Kurzattest nicht aus. Oft sind es die medizinischen Gründe, wegen welchen Leistungen vom Versicherer verweigert werden. Achten Sie darauf, dass die Diagnose eindeutig ist, und das Attest konkret auf Sie, Ihre Beschwerden und Ihren Beruf zugeschnitten ist. 

Die Detailiertheit des Gutachtens stellt den Hauptunterschied zur gesetzlichen Versicherung dar, bei der nur eine abstrakte Feststellung notwendig wird. Eine Bewertung der Berufsunfähigkeit in exakten Prozentpunkten ist nicht relevant und sollte nur im Zweifelsfall im Gutachten auftauchen. Ein Berufsunfähigkeit liegt bereits dann vor, wenn Sie Ihren Beruf nur noch halbtags ausüben können. Bevor das Gutachten des Facharztes an die Versicherung geschickt wird, sollten dessen Angaben genau überprüft werden.

Seien Sie sich im Klaren darüber, dass Ihr Versicherer das Recht hat, auf seine Kosten weitere Gutachten über Ihre Gesundheitszustand zu verlangen, sofern Zweifel an der Darstellung Ihres Arztes vorliegen. Ein gutes Gutachten vermeidet also lang andauernde Auseinandersetzungen mit immer neuen Gutachten. Generell sind gut vorbereitete, fachlich korrekte Unterlagen Grundvoraussetzung zur Bewilligung Ihrer Berufsunfähigkeitsrente.

Weitere Informationen zur Dienst- und Berufsunfähigkeit

Berufsunfähigkeitsversicherung abgelehnt - was tun?

Je älter Sie sind und je länger Ihre Krankenakte ist, desto wahrscheinlicher kommt es zu einer BU Ablehnung. Auch Hochrisikoberufe werden oft ab- gelehnt. Wie Sie eine Ablehnung vermeiden bzw. bei erfolgter Ablehnung reagieren sollten, lesen Sie hier. Weiter »