Invaliditätsversicherung

Drei Invaliditätsversicherungen im Überblick

Wer invalide ist, kann nicht mehr arbeiten und seinen Tag oft nur noch mühsam hinter sich bringen. Invalidität wird definiert als andauernde Beeinträchtigung der körperlichen und/oder geistigen Leistungsfähigkeit durch Krankheit oder Unfall, die meist mit einer Berufsunfähigkeit einhergeht.

Invaliditätsversicherung

Wie kann ich mich gegen Invalidität absichern?

Schon geringe Grade der Invalidität können gravierende Auswirkungen haben. Dazu gehören auch finanzielle Folgen: 2022 bezogen insgesamt knapp 1,8 Mio. Menschen in Deutschland eine Rente wegen Erwerbsminderung, die allermeisten davon erhielten die Rente aufgrund einer vollen Erwerbsminderung.

Angesichts der drohenden Risiken ist es sinnvoll, sich gegen eine mögliche Invalidität abzusichern − mit einer Invaliditätsversicherung. Es gibt allerdings nicht die eine Invaliditätsversicherung! Stattdessen können Sie

Alle drei Versicherungen zahlen Ihnen einen finanziellen Ausgleich, falls Sie invalide werden. Die Bedingungen sind jedoch unterschiedlich.

Was leistet und kostet eine private Unfallversicherung?

Die private Unfallversicherung zahlt, wenn Sie einen Unfall erleiden und dadurch dauerhaft eingeschränkt sind. Sie erhalten in der Regel eine Einmalsumme; es gibt aber auch Tarife, die stattdessen eine Unfallrente oder eine Kombination aus Einmalzahlung und Rente anbieten.

Vor Vertragsbeginn vereinbaren Sie die Höhe der Deckungssumme. Bei einer hundertprozentigen Invalidität würden Sie die volle Summe erhalten, z.B. 200.000 Euro. Damit können Sie etwa behindertengerechte Umbauten finanzieren.

Bei einer anteiligen Invalidität bestimmt die Gliedertaxe des jeweiligen Versicherers bzw. Tarifs, wie hoch die Unfallzahlung ausfällt: Ist etwa der Verlust einer Hand mit 60% beziffert, erhalten Sie auch 60% der Deckungssumme. Im obigen Beispiel wären das 120.000 Euro.

Wie Ihre Zahlung am Ende ausfällt, wird aber noch durch einen weiteren Faktor bestimmt: Die sogenannte Progression.

Progression bedeutet: Ab einem bestimmten Grad der Invalidität steigt die ausgezahlte Leistung automatisch noch weiter an. Schließen Sie beispielsweise einen Vertrag mit 225% Progression ab, erhalten Sie bei einer Grundleistung von 200.000 Euro und einer hundertprozentigen Invalidität 450.000 Euro.

Weitere Leistungen einer privaten Unfallversicherung sind z.B.

  • Bergungskosten
  • Zahlungen für kosmetische Operationen nach Unfall
  • Übergangsgeld
  • Todesfallabsicherung

Gibt es eine Gesundheitsprufung? Ehe Sie eine private Unfallversicherung abschließen können, ist oft eine Gesundheitsprüfung notwendig. Sie besteht aber meist nur aus wenigen Fragen. Manche Versicherer bieten allerdings auch Tarife ohne Gesundheitsfragen an. Das kann besonders wichtig sein, falls Sie schon älter sind.

Was kostet eine private Unfallversicherung?

Was eine Unfallversicherung kostet, hängt maßgeblich von folgenden Faktoren ab:

  • Berufliche Tätigkeit (Gefahrengruppe)
  • Alter
  • Gesundheitszustand
  • Hobbys
  • gewünschte Deckungssumme bzw. Unfallleistung

Die gute Nachricht: Private Unfallversicherungen gehören zu den günstigsten Versicherungen! Wie die Zeitschrift Finanztest veröffentlichte, gab es für einen 35-jährigen Musterkunden einen sehr guten Tarif für ca. 100 Euro Beitrag pro Jahr in der niedrigen Gefahrengruppe, außerdem zahlreiche gute für unter 200 Euro.

Auch in der höheren Gefahrengruppe gab es viele Tarife, die gut und günstig waren. Das preiswerteste dieser Angebote war für 127 Euro zu haben. Quelle: Finanztest 7/21, S. 80-89.

Die Unfallversicherung ist eine Risikoversicherung − falls Sie keinen Unfall erleiden oder danach wieder vollständig genesen, erhalten Sie kein Geld. Haben Sie einen Tarif mit Assistance-Leistungen abgeschlossen, können Sie jedoch zumindest diese unabhängig von den Unfallfolgen in Anspruch nehmen.

Was leistet und kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU genannt, sichert Sie gegen Invalidität ab, indem Sie Ihnen bei Berufsunfähigkeit eine monatliche Rente zahlt. Diese Rente vereinbaren Sie bei Abschluss mit dem Versicherer. Sie wird für die Dauer der Berufsunfähigkeit ausgeschüttet.

Was ist Berufsunfähigkeit?

Berufsunfähigkeit wird in den meisten Verträgen so definiert, dass Sie aufgrund von Krankheit oder Unfall voraussichtlich für mehr als sechs Monate nicht mehr in der Lage sind, Ihren erlernten oder bisherigen Beruf zu mindestens 50% auszuüben. Auch ein nicht altersbedingter Verschleiß kann ein Grund für Berufsunfähigkeit sein.

Experten raten dazu, das derzeitige Nettoeinkommen zu 80% abzusichern. Auch Studenten, Azubis und sogar Schüler können bereits eine BU abschließen. Das kann nützlich sein, da die Versicherung für Jüngere grundsätzlich günstiger ist.

Achtung!

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung können Sie nur im erwerbsfähigen Alter bzw. in den oben genannten Fällen abschließen! Für Rentner ist ein Abschluss − logischerweise − nicht mehr möglich.

Wie viel ist genug? In jedem Fall sollte eine BU-Rente Ihren Lebensstandard sichern. Falls Sie keine weiteren Einnahmen erzielen, muss die BU-Rente im Notfall ausreichen, um Ihre Existenz zu sichern!

Kalkulieren Sie daher, welche Summen Sie im Monat für einzelne Posten aufwenden, z.B. für Lebensmittel, Miete, Strom, Kommunikation und Mobilität.

Bedenken Sie, dass Sie im Falle einer Invalidität möglicherweise auch Umbauten an Haus oder Wohnung finanzieren müssen! Grundsätzlich können Sie übrigens auch BU-Versicherung und private Unfallversicherung nebeneinander abschließen.

Gibt es eine Gesundheitsprüfung? Bei der BU müssen Sie sich meist einer ausführlichen Gesundheitsprüfung unterziehen. Es ist ratsam, Ihre Patientenakten für die abgefragten Zeiträume einzusehen und die Fragen sorgfältig zu beantworten.

Eine BU ohne Gesundheitsfragen gibt es normalerweise nicht. Falls Sie sich aufgrund von Vorerkrankungen aber unsicher sind, ob Sie die BU erhalten würden, können Sie über einen Versicherungsmakler eine anonyme Risikovoranfrage stellen.

Das hat den Vorteil, dass Ihre Daten nirgendwo hinterlegt werden können! Die meisten Versicherer haben Zugriff auf ein zentrales Informationssystem, in dem auch Ablehnungen von Anträgen gespeichert werden. Sie Sie bei einem Versicherer abgelehnt worden, kann es passieren, dass der nächste Ihren Antrag aufgrund der vorherigen Ablehnung gar nicht mehr prüft.

Was kostet eine BU-Versicherung?

Faktoren, die den Preis der Berufsunfähigkeitsversicherung beeinflussen, sind u.a. Alter , Gesundheitszustand, Beruf, Hobbys, gewünschte BU-Rente und Laufzeit.

Gerade der Beruf ist wichtig für den Erwerb einer Berufsunfähigkeitsversicherung: In manchen Berufen ist es fast nicht möglich, überhaupt eine Police zu erhalten. In anderen Berufen müssen Sie mit eher hohen monatlichen Prämien rechnen. Der Grund dafür ist das hohe Verschleißrisiko, das mit Tätigkeiten wie z.B. Bodenlegen oder das Ausführen von Bauarbeiten einhergeht.

Nachfolgend sehen Sie ein Preisbeispiel für hohe und niedrige Prämien den Beruf Industriekaufmann (Laufzeit bis 67 Jahre):

Beruf Alter BU-Rente

Beispiel
mtl. Nettobeitrag (niedrig)

Beispiel
mtl. Nettobeitrag (hoch)

Industriekaufmann 20 Jahre 1.500 EUR 48 EUR 89 EUR
Industriekaufmann 30 Jahre 1.500 EUR 55 EUR 107 EUR

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung als Invaliditätsabsicherung ist sichtbar teurer als eine Unfallversicherung. Sie bietet durch die hohe Rentenzahlung jedoch umfassenderen Schutz.

Prinzipiell empfehlen Versicherungsexperten allen Berufstätigen den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie gilt als eine der wichtigsten Policen.

Was leistet und kostet eine Grundfähigkeitsversicherung?

Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt Ihnen eine vereinbarte monatliche Rente aus, wenn Sie bestimmte grundlegende Fähigkeiten verlieren. Dazu gehören z.B.

  • Sehen
  • Riechen
  • Gehen
  • Stehen
  • Greifen
  • Bücken
  • Tragen
  • Konzentration

Akzeptierte Gründe für den Verlust einer Grundfähigkeit können wie bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung Krankheit, Unfall oder Kräfteverfall sein. Auch hier muss der Verlust meist für mehr als sechs Monate andauern, damit die Versicherungsleistung erfolgen kann.

Es muss jedoch keine Berufsunfähigkeit vorliegen, damit die Versicherung leistet: Verlieren Sie z.B. die Fähigkeit zu hören, können Sie einen Bürojob möglicherweise dennoch weiter ausüben. Der Versicherer träte hier aber ein, wenn das Risiko „Gehörverlust“ versichert wäre.

Manche Versicherer versichern auch Fähigkeiten wie das Bedienen eines Kraftfahrzeuges oder die Fähigkeit, Bildschirmarbeit zu verrichten. Da die Bedingungen hier sehr unterschiedlich sein können, sollten Sie unbedingt vergleichen!

Wann leistet der Versicherer? Vor Beginn der Versicherung vereinbaren Sie mit dem Versicherer Ihrer Wahl, wie hoch die Rente ausfallen soll. Die Faustregel lautet: Sichern Sie 75% Ihres monatlichen Nettoeinkommens ab!

Normalerweise erhalten Sie die Rente in voller Höhe, wenn Sie eine der Fähigkeiten aus dem Fähigkeitenkatalog des Versicherers vollständig verlieren.

Manche Versicherer schreiben allerdings vor, dass Sie mindestens zwei Fähigkeiten einbüßen müssen, um eine Leistung auszulösen. Hier sollten Sie ganz genau hinschauen und solche Verträge meiden!

Abgrenzung zur BU: Eine Grundfähigkeitsversicherung ist preislich oft günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Dafür ist der Schutz im Vergleich jedoch eingeschränkt: Die jeweilige Fähigkeit muss wirklich ganz weg sein, damit der Leistungsfall eintritt! Der Verlust ist in den Versicherungsbedingungen klar definiert.

In vielen Fällen kann eine Berufsunfähigkeit bereits eintreten, bevor Sie eine Grundfähigkeit wie ganz verlieren: Ihren Beruf können Sie schon bei stärkeren Konzentrationsstörungen nicht mehr ausüben. Eine Leistung aus der Grundfähigkeitsversicherung erhalten Sie aber erst, wenn Sie sich überhaupt nicht mehr konzentrieren können.

In anderen Fällen kann es jedoch auch umgekehrt sein: So z.B. im obigen Beispiel des Hörverlustes.

Gesundheitsfragen müssen auch bei Antrag auf eine Grundfähigkeitsversicherung beantwortet werden. Oft müssen aber weniger Fragen beantwortet werden.

Was kostet eine Grundfähigkeitsversicherung?

Die Kosten der Grundfähigkeitsversicherung hängen von folgenden Faktoren ab:

  • Alter
  • Gesundheitszustand
  • Beruf
  • Hobbys
  • gewünschte Rentenhöhe
  • Laufzeit

Nachfolgend sehen Sie ein Preisbeispiel für hohe und niedrige Prämien den Beruf Industriekaufmann (Laufzeit bis 67 Jahre):

Beruf Alter GF-Rente

Beispiel
mtl. Nettobeitrag (niedrig)

Beispiel
mtl. Nettobeitrag (hoch)

Industriekaufmann 20 Jahre 1.500 EUR 41 EUR 176 EUR
Industriekaufmann 30 Jahre 1.500 EUR 48 EUR 79 EUR

Die Invaliditätsversicherungen im Überblick und Anbieter-Vergleich

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